Erster Deutscher mit 150.000-Dollar-Preis

Pew Marine Conservation Preis für Kieler Meereskundler Rainer Froese

Hat den weltweit bedeutendsten Preis für angewandte Wissenschaft zum Schutz der Ozeane gewonnen: der Kieler Meeresbiologe Dr. Rainer Froese. Foto mag

Eigentlich könnte er sich mit dem gewonnenen Preisgeld von 150000 Dollar eine nette Zeit auf den Bahamas gönnen. Doch die Sache hat einen entscheidenden Haken: Der so stattlich dotierte Pew Marine Conservation Preis bringt Dr. Rainer Froese vom Institut für Meereskunde zwar einige Ehre ein, aber keinen Reichtum. Vielmehr müssen die gewonnenen Dollars umgehend wieder in die Wissenschaft fließen.

Froese beugt sich dieser Auflage allerdings gern. Schließlich bedeutet es Anerkennung genug, der erste Deutsche und einer von weltweit nur fünf Wissenschaftlern im vergangenen Jahr zu sein, die diesen Preis gewonnen haben. Und nicht zuletzt versetzen ihn die zusätzlich ins Haus stehenden Mittel in die Lage, über Jahre entwickelte Forschungsarbeiten weiter zu betreiben. Damit dürfte der Kieler Meereskundler auf dem besten Weg dazu sein, zum Alleswisser zu werden, wann immer die Sprache aufs Thema Fisch kommt.

Was natürlich nur bildlich gilt, denn als Person kennt selbst ein ausgewiesener Experte wie Froese nicht jedes Detail über jeden Fisch. Seine wissenschaftlichen Verdienste sind vielmehr zu einem guten Teil Ergebnis von Teamarbeit.

In dieser Hinsicht steht der Name des Meeresbiologen jedoch für ein Nachschlagewerk von wahrlich epochalem Charakter. Froese ist seit 14 Jahren Koordinator des Projektes FishBase und damit verantwortlich für das weltweit größte und meistbenutzte System dieser Art. Im Oktober 2003 klickten acht Millionen Fisch-interessierte Internet-User auf die www.fishbase.org genannte Website, die komprimierte Schlüsselinformationen zu allen derzeit bekannten 28000 Salz- und Süßwasserfischen liefert. Das gewonnene Preisgeld soll dazu dienen, FishBase in eine qualitativ neue Dimension zu führen. Außer den jetzt schon gelieferten Abbildungen und Angaben zu biologischen Eigenarten und Lebensgewohnheiten der jeweiligen Fischarten soll künftig ein Computerprogramm zur Verfügung stehen, das jedem Fisch automatisch eine Verbreitungskarte zuweist – und das sogar differenziert nach Jahreszeiten. "Wenn das funktioniert, lässt es sich auf alle anderen Organismen genauso übertragen", beschreibt Froese den weit über sein Spezialgebiet hinausgehenden Charakter dieses auf drei Jahre angelegten Projektes. Das Hauptproblem dabei ist derweil weniger die wissenschaftliche Seite, sondern die technische. Derzeit gibt es in der Software-Entwicklung drei verschiedene Ansätze, die allerdings durchweg noch nicht ausgereift sind.

Auf etwa 50 Prozent beziffert Froese den Anteil, den dieses Projekt am von einer US-amerikanischen Stiftung vergebenen Pew Marine Conservation Preis hat. Zur anderen Hälfte würdigt der weltweit bedeutendste Preis für angewandte Wissenschaft zum Schutz der Ozeane die Lebensleistung der auserkorenen Forscher. Froese, der in seinem ersten Berufsleben Offizier auf Frachtschiffen und Tankern war und erst später die Meeresbiologie entdeckte, hat sich in dieser Hinsicht konsequent auf sein jetziges Modellvorhaben zu entwickelt. Die Vielfalt des Lebens im Meer möglichst umfassend und leicht zugänglich zu dokumentieren, war ihm schon seit je ein großes Anliegen. Zumal deshalb, weil zu den bereits bekannten Fischarten jährlich immerhin 250 neue hinzukommen und entsprechend dokumentiert werden wollen. Als Indiz für eine muntere Evolution darf dies aber nicht gewertet werden. Vielmehr hängen die vielen Neuentdeckungen damit zusammen, dass die Forscher mittlerweile in der Lage sind, in immer tiefere Gewässer-Regionen vorzustoßen.

Für Rainer Froese indes ändert das ganz bestimmt nichts daran, dass der Seehase auch weiterhin sein Lieblingsfisch bleiben wird. "Sehr niedlich", sagt er und zeigt ein Bild von dem putzigen Nord- und Ostseebewohner, so wie andere Leute Fotos von ihren Haustieren zücken. mag

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Kieler Nachrichten vom 13.01.2004